Recyclinghaus von Architekt Wolfgang Frey in Freiburg

Gebäude sind nur so gut wie ihre Bestandteile im Abrissfall rückstandsfrei verwertet werden können. Diese These gilt auch umgekehrt: Gebäude sind so gut, wie sie im Kreislauf der Materialien Altstoffe aufnehmen.

Viele unserer heute als vorbildlich geltenden Niedrigenergiehäuser oder Passivhäuser verbrauchen für den Herstellungsprozess eine wesentlich höhere Energiemenge als konventionelle Gebäude, so dass der Einspareffekt im Betrieb diesen Herstellungsmehraufwand erst kompensieren muss.



Die Abfallverwertung von Baustoffen stellt jedoch zusätzlich ein unerkanntes Debakel dar, da in der Betrachtung der Umwelteinflüsse zu den Effekten der Herstellung auch noch Entsorgungsaufwendungen hinzukommen, die nirgendwo bilanziert werden. Der Freiburger Architekt Frey hat mit dem Modellprojekt in der Ökohauptstadt green city Freiburg gezeigt, dass ökologisches Bauen unter Beachtung von life circle Bilanzen zu moderner und gestalterisch anspruchsvoller Architektur führt. Frey: "Viele Baustoffe werden bei einem Umbau einfach entsorgt unabhängig von ihrem Wiederverwendungswert. Die Wiederverwendung kann nicht nur ökologisch wertvoll sein sondern noch kostensparend. So kann Ökologie und Ökonomie in Einklang gebracht werden.

Das in Freiburg von Architekt Wolfgang Frey experimentell errichtete Gebäude ist ein Versuchsträger, der erfolgreich die Wiederverwertung von Altbaustoffen in Verbindung mit einem ausgeklügelten Energiesystem aufzeigt. Die Konstruktion des viergeschossigen Verwaltungsgebäudes ist als Stahlbetonrahmenbau strukturiert, der unter Verwendung von Altbaustoffen komplettiert wurde. Die Hauptetagen sind durch ihre Gebäudeausrichtung energetisch optimiert. Die Süd- und Westseite sind großformatig mit Dreifachwandverglasungen ausgestattet, welche für den sommerlichen Hitzeschutz vollständig abgeschattete werden können.



An der Ostseite übernimmt das separat vorgelagerteTreppenhaus die Funktion einer Klimaschleuse. An der Nordseite, dort wo keinerlei Wärmegewinne durch solare Einstrahlung generiert werden können, sind keine Fenster angeordnet, dort ist eine über 30 cm dicke Dämmschicht – teilweise aus wiederverwendeten Dämmplatten – eingebaut worden, die zusammen mit der auf der Nordseite als Klimaschleuse angeordneten Nebenräume, WC, Teeküche Abstellräume die Aufenthaltsräume gegen Wärmeabfluss abschottet.
Durch diese optimierte Struktur gelingt die Beheizung dieser Räume praktisch mit der Körperwärme der Mitarbeiter und der Abwärme der elektrischen Geräte.


Alte Stahlträger wurden mit angeschweißten Reststücken auf die notwendige Länge gebracht und mit gebrauchten Alt-Dachplatten eingedeckt.


Die Dachkonstruktion besteht vollständig aus Recyclingbaustoffen. Die dort verarbeiteten Stahlträger sind aus Stahlschrott durch Wiederverwendung gewonnen worden. Teilweise mussten die Träger gekürzt oder verlängert werden, teilweise sind Träger der nächst stärkeren Dimension verwendet worden, wenn die aus statische Sicht erforderlichen nicht in der exakten Dimension verfügbar waren.
Die Dacheindeckung besteht zu 100 % aus recycelten Sandwichplatten. Die Konstruktion wurde sichtbar belassen um nicht durch optische Kosmetikmaßnahmen den ökologischen Einspareffekt in Frage zu stellen.

Zum Energiekonzept zählt auch, dass die Grundwasserwärmepumpe, die mit der Gebäudekerntemperierung für die sommerliche Kühlung eingesetzt wird, von einem Gaskessel für die Heizung unterstützt wird. Im Testbetrieb kann die Effizienz einer konventionellen Klimaanlage mit dem Wirkungsgrad der Gebäudekernkühlung verglichen werden. Zum Klimatisierungskonzept zählt auch, dass das die 25 KW PV-Anlage auf dem Gebäudedach die Dachfläche verschattet und damit die Überhitzung durch Sonneneinstrahlung dieses Bauteiles reduziert, und dass eine 5 KW Windenergieanlage zur Eigenstromproduktion des Gebäudes beiträgt.

In der Betrachtung einer ausgewogenen life circle balance sind die Energiemengen, welche zur Herstellung eines Bauteiles benötigt werden, genauso abzuwägen, wie andere Umwelteinflüsse, die sich durch die Bereitstellung eines Bauteiles ergeben. Ob C02 Bilanz, Wasserverbrauch oder Raubbau in Drittweltländern, immer ist die Gesamtbilanz entscheidend für die Beurteilung ihrer Nachhaltigkeit und nicht die isolierte Betrachtung von Einzelaspekten.